Fachlicher Ansatz Pferdedentistik
Ziel der Pferdedentistik um das beschwerdefreie Funktionieren des Kauvorgangs. Dieser muss zur gründlichen Zerkleinerung des Futters führen. Dabei müssen Beschädigungen z.B. der Backen-Schleimhaut vermieden werden. Funktionserhalt und –wiederherstellung müssen mit Mitteln der Pferdedentistik erzielt werden. Kein Pferd darf nach Durchführung der Pferdedentistik und Abklingen eventueller durch die Bearbeitung ausgelöster Irritationen eine schlechtere Kaubewegung aufweisen als vorher.
Die Bearbeitung beginnt mit der Bestandsaufnahme des Gebisses. Dazu erhebt man zunächst alle strukturellen Daten wie Name, Alter, Geschlecht aber auch alle für die Haltung und Nutzung relevanten Daten. Dies wird in einem entsprechenden Berichtsbogen festgehalten. In diesem Berichtsbogen werden danach die Abweichungen des Gebisses dokumentiert. Dies erfolgt durch Eintragungen in eine schematisierte Darstellung des Gebisses. Hier sieht man einen Teil eines von einem Kursteilnehmer benutzten Formulars
Hier wurden z.B. eine Rampe am vordersten Backenzahn angedeutet und ein herausragender vorderer Schneidezahn.
In einem Berichtsbogen werden neben diesen statischen Abweichungen auch die funktionalen Abweichungen aufgezeichnet wie ein Überbiss etc. und vor allem die Okklusion. Dabei geht es um den Kontakt der Zähne zueinander, wenn das Gebiss geschlossen ist. Wegen der Anatomie des Pferdemauls haben in dieser Stellung nur die Schneidezähne Kontakt zueinander. Nicht jedoch die Backenzähne, ansonsten wäre die dreidimensionale Kaubewegung nicht möglich. Erkrankungen des Mauls und der Zähne werden hier ebenfalls festgehalten.
Nach der Bestandsaufnahme erfolgt die Gebissbearbeitung. Dabei orientieren wir uns an einer Vielzahl von Winkeln und Masszahlen, die sich in langjähriger Erfahrung als Orientierungsgrössen für die Herbeiführung eines Gebisses bewährt haben, das ein für das Pferd befriedigend funktionierende Kaubewegung unterstützt. In Rahmen dieser Arbeit werden statische Abweichungen wie Rampen, Treppen o.ä. beseitigt.
Dabei beachten wir das Modell der Drei-Punkt-Balance. Dabei geht es um eine gleichmässige Druckverteilung zwischen Schneidezähnen, Backenzähnen und Kiefergelenk. Durch die Korrektur verschiedener Winkel – z.B. der Schneidezähne bzw. der Backenzähne zueinander – kommt man dieser für das Pferd so wichtigen Balance näher. Ein Gradmesser für ein ausbalanciertes Pferdegebiss ist die Okklusion. Hier werden Unter- und Oberkiefer gegeneinander verschoben und die Beweglichkeit in Schneidezahnbreiten gemessen.
Bei der Bearbeitung der Kauflächen versuchen wir, weder Modellen zu folgen, die insbesondere bei den Backenzähnen auf eine absolut glatte Kaufläche abzielen. Das erschwert das Zerkleinern der aufgenommenen Nahrung. Wir versuchen aber auch, eine zu grob strukturierte Kaufläche zu vermeiden, weil dies eine störungsfreie Kaubewegung behindert. Wie so oft, gilt es, den richtigen Kompromiss zu finden: zwischen problemloser Kaubewegung und Zerkleinerungsfunktion des Gebisses.